Im Alter von 5 oder 6 Jahren fragte ich mich, wieso ich auf der Welt bin und wieso ich so bin wie ich bin, ob ich durch Zufall an genau diesem Ort bei diesen Eltern bin…kaum zu glauben, oder? Aber tatsächlich setzte ich mich schon frühzeitig mit mir und der Welt auseinander. Als Jugendliche fragte ich mich dann, wie negative Gedanken entstehen und versuchte die Gedankenschleife zurückzuverfolgen. Zudem erkannte ich, dass ich dann in eine schlechte Stimmung geriet. Genau das wollte ich vermeiden und schrieb mir sehr oft positive Dinge in meinem Leben auf, um immer dann Zugriff zu haben, wenn etwas passierte, was mich traurig oder wütend machte.
Leider passierte das sehr oft. Als Scheidungskind, mit meiner (wie ich später erfuhr) depressiven Mutter bei kriegstraumatisierten Großeltern im Haus lebend, konnte ich ein Lied davon singen. Das Gute daran: Ich las viele Bücher und war in der Bibliothek meines Heimatortes Stammgast. Im Alter von 16 Jahren hielt ich das Standardwerk von Friedemann Schulz von Thun „Miteinander Reden 1-3“ in den Händen. Die Fragen, die ich mir immer gestellt hatte, erklärten sich nun logisch. Beispielsweise stellte ich fest, dass viele Menschen vor allem auf ihrem „Beziehungs-Ohr“ hören und dann Kommunikationsschwierigkeiten entstehen.
Über die Jahre habe ich mir noch viele weitere Fragen gestellt, Input geholt, viele Jahre studiert, ganz verschiedene Jobs ausgeführt, eine Weiterbildung zur Systemischen Familientherapeutin gemacht und Menschen und mich beobachtet, reflektiert und analysiert. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion sehe ich als meine große Kompetenz und Stärke an. Ich kann Menschen in ihrem Handeln grundlegend verstehen und vertrauensvolle Beziehungen aufbauen. Meine Perspektive auf die Welt hat sich über die Jahre immer mehr erweitert. Von einer eingeschränkten Sichtweise aufgrund meiner Kindheitserfahrungen habe ich durch viel Auseinandersetzung mit mir selbst und anderen Menschen – sowohl professionell als auch im privaten Bereich – meinen Blickwinkel immer mehr erweitern können. Zu erkennen, dass das was wir glauben oder denken nicht unbedingt der Realität entspricht, sondern oft nur dem, was wir erlernt haben, war für mich das Spannendste überhaupt. Wir selbst wissen bereits als junge Menschen, was gut für uns ist. Wir besitzen alle eine innere Kraft und Stärke, die manchmal nur wieder aktiviert werden muss, wenn wir es vergessen haben – wenn wir anderen Menschen erlaubt haben, über uns zu bestimmen. Diese Erkenntnis hat mir zu unheimlich viel Gelassenheit verholfen. Denn es ist ja jederzeit möglich, mein Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen und selbstbestimmt zu sein.
Meine Erfahrungen sehe ich als wertvolle Voraussetzung für die Arbeit mit Klienten an: Menschen, die selbst in einer schwierigen Situation sind und in diesem Moment keinen Ausweg sehen. Menschen, die latent unzufrieden sind und nicht erfahren haben, wie sie ihre Stärken aktivieren können. Oder Menschen, denen ihre Bedürfnisse nicht bewusst sind oder nicht wissen, wie sie diese in einem gesunden Maß durchsetzen können. Etwas zu verstehen und einordnen zu können, ist notwendig, um Probleme bewältigen zu können und diese loszulassen. Aufzudecken, was sich „hinter“ Konflikten und herausfordernden Lebenssituationen verbirgt. Als Beraterin kann ich dazu Anregungen geben und diesen Prozess begleiten. Mir ist das Wort „Begleitung“ wichtig, weil jeder für sich selbst die Erkenntnisse gewinnen muss. Jeder muss den Weg selbst gehen. Was ein anderer überstülpt kann niemals hilfreich sein.
Weiterhin prägend war für mich die Zeit vor 8-9 Jahren, als ich meine Magisterarbeit geschrieben habe und das Thema „sichere Bindung“ im Fokus stand. Ich stand mit vielen Menschen in Kontakt, mit dem Familienzentrum Radebeul, dem Sonnenau e.V., Kindertagespflegepersonen, Beratern, Therapeuten und Wissenschaftlern. Und die Erkenntnisse dieser Zeit ließen mich nicht mehr los. Eine sichere Bindung zu einer verlässlichen Bezugsperson zu haben, die feinfühlig ist, prompt bereit steht, wenn das Kind Bedürfnisse äußert und absolut verlässlich ist, wird als essentiell für jeden Menschen angesehen. Menschen, die eine sichere Bindung in der Kindheit erfahren haben, entwickeln ein Urvertrauen in Bezug auf das Gelingen ihres Lebens, haben bessere Beziehungen und sind weniger anfällig zu erkranken. Viele wissenschaftliche Studien weisen heute in diese Richtung (Bindungsforschung von Karl-Heinz Brisch, Lieselotte Ahnert, Klaus und Karin Grossmann/ Ursprünge von John Bowlby, Mary Ainsworth). Für mich erkannte ich darin vor allem Lösungswege, mit denen ich mich und meine Mitmenschen weiter bringen kann. Beispielweise arbeitete ich in der beruflichen Integration. Und was allen Klienten, die ich betreute, gleichermaßen fehlte, war die Sicherheit in der Kindheit. Zerrüttete Familienverhältnisse, traumatisierende Erfahrungen oder dergleichen führten zum Nicht-Ausschöpfen können ihres Potentials. Maßgeblich beeinflusst in meinen Sichtweisen haben mich zudem die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung (Gerald Hüther, Manfred Spitzer). Auch hier gibt es die Erkenntnis, dass der Mensch sein Potential nur abrufen kann, wenn er „frei lernen“ kann – ohne Druck und Zwang. Das war auch ein Grundsatz an einer freien Schule, in der ich ein Jahr im Bereich Inklusion, Förderpädagogik und Schulbegleitung tätig war. Seit 2006 arbeite ich mit Kindern, Eltern, Lehrern, Erziehern und vielen pädagogischen und therapeutischen Fachkräften zusammen. Zudem habe ich jahrelang Kinder und Jugendliche im Bereich Lese-Rechtschreibschwäche und Dyskalkulie gefördert sowie grundsätzlich als Förderpädagogin in der mobilen Frühförderung gearbeitet. Diese Erfahrungen kann ich in der Beratung immer wieder einbringen und auch die verschiedenen Sichtweisen aller Beteiligten einnehmen. Im Fokus steht für mich, zum Wohle des Kindes zu handeln.
Was mich sonst noch ausmacht? Für mich gibt es keine strikte Trennung zwischen Privatperson und Beraterin, ich bringe mich voll und ganz in meine Arbeit ein. Mir ist Authentizität wichtig. In den letzten Jahren habe ich zum Yoga gefunden, weil es mein schon immer vorhandenes Bewusstsein für Körper und Geist unterstützt. Ich beschäftige mich viel mit gesunder Ernährung und psychosomatischen Ausprägungen von Erkrankungen. Eine ganzheitliche Sichtweise ist mir dabei wichtig. Was mich weiterhin grundsätzlich seit meiner frühen Kindheit geprägt hat, ist die Liebe zur Musik. Dies lebe ich durch viele Konzerte aus, die ich besuche. Musik regt die emotionalen Zentren unseres Gehirns an und kann uns in verschiedene Stimmungen bringen und uns einfach frei fühlen lassen. Darüber hinaus sehe ich Kunst in jeglicher Form als einen „alternativen Zugang zur Welt“ an. Einfach, um Fragen unserer Existenz aufzuwerfen und sich damit auseinanderzusetzen. Zudem verrät Kunst viel über die Sichtweise der Menschen, die in der jeweiligen Epoche gelebt haben und leben.
Bleibt also die Frage:
Was kann ich als Systemische Beraterin bei der Bewältigung eurer herausfordernden Lebenssituationen einbringen?
- Vielfältige berufliche Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern aller Altersstufen und deren Bezugspersonen.
- Regelmäßiger privater Austausch im Freundeskreis mit Müttern und Vätern
- Fundierte wissenschaftliche Ausbildung
- Dozententätigkeit an Hochschulen und einer Berufsfachschule – Verknüpfung von Theorie und Praxis
- Meine eigene Persönlichkeit: Aufarbeitung von eigenen Themen, Neugier, offene Haltung, verständnisvoller Umgang, Zugewandtheit
- Wissenschaftliches und darüber hinaus spirituelles Weltverständnis, alternative Sichtweisen in Bezug auf Krankheiten und Schwierigkeiten
Lebenslauf
2017 – heute | Leiterin eines integrativen Montessori-Kinderhauses |
2017 – 2018 | Gastdozentin an der FH Erfurt |
2016 – 2017 | Wissenschaftliche Mitarbeit und Tätigkeit als Dozentin auf Honorarbasis an der Universität Erfurt in einem Modellprojekt im Bereich Kunstpädagogik |
2015 – 2017 | Heilpädagogin/ Erzieherin in einem Montessori-Kinderhaus |
2014 – 2015 | Mobile Frühförderung in einer integrativen Kindertagesstätte |
2013 – 2015 | Lehrbeauftragte an einer Fachhochschule in Thüringen im Fachbereich Schlüsselqualifikationen: Selbstorganisation/ Zeitmanagement |
2013 – 2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt zur Entwicklung eines Curriculums für eine Weiterbildung im Bereich Soziale Landwirtschaft in Kooperation mit der FH Erfurt und dem Thüringer Ökoherz e.V. |
2013 – 2014 | Jobcoach in Südthüringen, Coaching zur beruflichen Integration |
2013 | Dozentin an einer Berufsfachschule in der Ausbildung für Sozialassistenten |
2011 – 2012 | Förderpädagogin an einer Freien Schule in Sachsen Bereich: Inklusion, Mitarbeit im Supportteam |
2010 | Bildungsreferentin im Familienzentrum Radebeul (Sachsen) im Aktionsprogramm Kindertagespflege |
Studium/ Weiterbildung: | |
2012 – 2017 | berufsbegleit. Weiterbildung zur Systemischen Beraterin/ Familientherapeutin |
2012 – | Masterstudium der Sozialen Arbeit in Teilzeit, FH Erfurt Vertiefungsgebiet: Beratung und Intervention |
2006 – 2011 | Förderung von Schülern mit Lese-Rechtschreibschwäche 1.-12. Klasse, Dyskalkulie/ Rechenschwäche 1.-6. Klasse, Englischnachhilfe 1.-12. Klasse |
2002 – 2010 | Studium im Magisterstudiengang, TU Dresden Abschluss: Magistra Artium Hauptfach: Erziehungswissenschaft, Nebenfächer: Wirtschafts- u. Sozialgeschichte und Kunstgeschichte, 5 Semester Amerikanistik-Studium |